Jenseits klassischer Bildungseinrichtungen bietet auch die Stadt selbst unzählige Möglichkeiten des Lernens. Im öffentlichen Raum der Stadt lernen wir Dinge, die sich nicht auf den Lehr- und Lernplänen der Institutionen und im Programm der Kultureinrichtungen wiederfinden. Somit widmete sich die Abschlussveranstaltung der Baukultur-Dialogreihe im ANCB The Aedes Metropolitan Laboratory der Stadt als einem allen zugänglichen Wissensraum. Hier wurde über die Stadt als Möglichkeits-, Handlungs- und Wissensraum in einer großen Runde diskutiert, wobei im 10x10 Format (10 Vortragende x 10 Minuten) mehrere kurzweilige und prägnante Impulsvorträge hintereinander vorgetragen wurden.
Teilnehmende
Mit dabei war in der ersten Runde: Julian Latzko, Raumplaner und Projektleiter, Bundesstiftung Baukultur, Potsdam. Julian Latzko studierte Raumplanung an der TU Dortmund. Er ist seit 2018 für die Bundesstiftung Baukultur tätig und dort unter anderem für die Projektleitung des Forschungsvorhabens Mehr Flächenschutz durch lebendige Baukultur in Kooperation mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) verantwortlich. Oana Stănescu, Architektin und Designerin, Berlin/New York. Oana Stănescu ist eine rumänische Architektin, die ihr gleichnamiges Designstudio in New York und Berlin betreibt. Sie baut und lehrt in Nordamerika und Europa. Letzten Herbst unterrichtete sie den New Spaces of Justice Kurs an der Harvard Graduate School of Design in Kollaboration mit dem Legal Design Lab der Stanford University, der sich jetzt in einen Studio-Kurs am MIT entwickelt hat. Dieses Projekt, wie auch viele andere, zeichnet sich durch ihre Kollaborationen mit Personen wie Virgil Abloh aus, für den sie zahlreiche Off-White Spaces gestaltet hat. Angelika Hinterbrandner, Editor und Digital Strategist, Berlin. Sie arbeitet in unterschiedlichen Kollaborationen an Inhalten, Projekten und Formaten, die sie als richtungsweisend für die Architektur als gesellschafts- und raumbildende Praxis begreift. Zusammen mit Brandlhuber+ denkt sie über die Kommerzialisierung von Raum und neue Modelle des Architekturschaffens nach. Potenziale aber auch Verantwortungsräume der nächsten Generation von Gestalter:innen lotet sie im Rahmen von Kontext aus.
Die zweite Runde bestritten: die interdisziplinäre Stadtforscherin Noa Ha. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind postkoloniale Stadtforschung, migrantisch-diasporische Erinnerungspolitik, kritische Integrationsforschung und Rassismuskritik. Sie hat an der TU Berlin, HU Berlin und TU Dresden geforscht und gelehrt, ab Oktober 2021 lehrt sie an der Kunsthochschule Weißensee mit Bonaventure Ndikung und Nasan Tur im Master Spatial Strategies. Sie engagiert sich als Gründungsmitglied der Fachgesellschaft für rassismuskritische, postkoloniale und dekoloniale Forschung und Praxis – FG DeKolonial e.V., und ist im asiatisch-deutschen Verein korientation e.V. sowie in verschiedenen postkolonialen Initiativen aktiv. Pamela Owusu-Brenyah ist freiberufliche Musikberaterin, Kuratorin, Festivalorganisatorin und DJ und macht sich für die Sichtbarkeit zeitgenössischer Afro-Popkultur in Deutschland stark. Mit ihrer Community-Plattform Afro x Pop organisiert sie jährlich Festivals, auf denen sie aufstrebenden Künstler:innen und DJs der afro-deutschen Szene eine Bühne in der Stadt bietet. Mischa Leinkauf beschäftigt sich als Künstler und Filmemacher mit Limitierungen von Räumen durch Grenzen, Regeln, Architekturen und Barrieren. Durch ungefragte Interventionen im Stadtraum provoziert er Situationen, die Irritation erzeugen und Möglichkeitsräume der Umkodierung dieser Orte eröffnen. Insbesondere die Grenzbereiche zwischen öffentlichen und nicht-öffentlichen Räumen dienen Leinkauf als Erweiterung seines künstlerischen Handlungsspielraumes.
Die abschließende Runde fand statt mit Francesca Ferguson, Kuratorin für Architektur und Stadtthemen. Sie hat Ausstellungen, neue Dialogformate zwischen Architekt:innen und Publikum, transdisziplinäre Projekte und Veranstaltungen realisiert. Sie war Kommissarin des deutschen Pavillons auf der Architekturbiennale in Venedig 2004 und leitete das schweizerische Architekturmuseum von 2006–2009. Hier in Berlin initiierte sie unter anderem das Make City Festival für Architektur und Andersmachen mit Ausstellungen, Workshops, Talks, Panels und vielem mehr. Mit Make_Shift beschäftigt sie sich zudem mit Standortentwicklung und Kommunikation auf dem Gebiet der Architektur und des Städtebaus, sowie für Standorte, die einen Transformationsprozess durchlaufen. Alicia Agustín ist eine spanische Performerin und Autorin. Sie studierte Schauspiel in Berlin und lernte bei Fae Simpson am Michael Howard Studio in New York. Als Performerin war sie u.a. in Tracey Roses Installation The World is Not Fair im Rahmen der Weltausstellung 2012 zu sehen, eine Produktion von HAU und Raumlabor Berlin. Sie ist Mitbegründerin der Talking Straight Kompanie. Darüber hinaus kuratierte sie das Performance-Programm der Ausstellung Father Figures Are Hard To Find, welche 2016 in der nGbK in Berlin stattfand. Ihre Videoarbeit Die Sprache der Spekulation in der von der ARCH+ kuratierten Ausstellung 1989–2019: Politik des Raumes im Neuen Berlin im n.b.k Berlin war ihre erste Kollaboration mit dem Kollektiv Guerilla Architects. Andreas Gehrke ist seit 1999 als freier Fotograf tätig. Neben unzähligen Veröffentlichungen für namhafte deutsche und internationale Magazine produzierte er komplette Buchprojekte u.a. für die Sammlung Boros, Sauerbruch Hutton Architekten und die Neufert Stiftung. Leerräume, Brachen, Randgebiete und ihre Transformationsprozesse sind wiederkehrende Motive in seinen Arbeiten. 2013 gründete er die Verlagsplattform Drittel Books und publiziert dort neben seinen eigenen Monographien außergewöhnliche Fotoarbeiten befreundeter Kollegen.
Neben diesen kurzweiligen Präsentationen der Teilnehmenden, wurden diese in einem Gespräch über ihren Zugang zu Architektur, Stadt und Baukultur befragt.